Ratgeber zum Thema:

Sicher mit der Bahn zur Schule

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Wenn das eigene Kind morgens das Haus in Richtung Schule oder Ausbildungsplatz verlässt, dann wird es von der Sorge der Eltern begleitet. Gefahren lauern sprichwörtlich an jeder Ecke – zumindest aus Sicht der Eltern und das hat natürlich auch seinen Grund. Im Straßenverkehr sind es vor allem die kleinen Teilnehmern, die benachteiligt sind. Jüngere Kinder können beispielsweise Geschwindigkeiten und Entfernungen von entgegenkommenden Fahrzeugen noch nicht korrekt abschätzen. Die geringe Körpergröße sorgt beim Kind zudem für ein eingeschränktes Sichtfeld, aber auch dafür, dass es von anderen Verkehrsteilnehmern schnell übersehen wird. Und es gibt zudem auch noch weitere Gründe, die für die Sorgenfalten verantwortlich sind. Wohingegen sich die Grundschulen meist zu Fuß oder mit dem Fahrrad bequem erreichen lassen, werden die Schulwege zu den weiterführenden Schulen, wie beispielsweise Haupt- und Realschule, sowie Gymnasium, länger.
Da stellt sich natürlich die Frage: Wie kommt mein Kind sicher zur Schule?

Für diejenigen Schüler, wo sich die Beförderung nicht durch die Eltern mit dem PKW realisieren lässt, und wo sich die Wege zu Fuß oder mit dem Rad nicht mehr bewältigen lassen, sind Busse und Bahn oftmals die einzige Alternative. Die Zahl der jungen Pendler wächst stetig und trotz der möglichen Gefahren, die sich bei der Nutzung der Bahn auftun, ist sie doch mit den richtigen Verhaltensregeln eines der sichersten Verkehrsmittel für den Schulweg. Im Vergleich mit den Verkehrsstatistiken ist beispielsweise jeder zweite Schulwegunfall der Nutzung des Fahrrads geschuldet, danach kommen Unfälle mit dem PKW oder wenn das Kind zu Fuß unterwegs ist. Verletzungen auf dem Schulweg mit der Bahn sind sehr gering und können durch die richtigen Verhaltensmaßnahmen fast gänzlich vermieden werden.

Die wichtigsten Regeln:

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1. Nicht über oder auf die Gleise gehen

Auch wenn man es eilig hat, darf man niemals vor oder hinter einem Zug über die Gleise gehen. Gehen Sie mit Ihrem Kind gemeinsam zum Bahnhof und zeigen Sie ihm die vorgesehen und sicheren Übergänge. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind frühzeitig von zu Hause los läuft, um nicht in Zeitnot zu geraten. Wer erst einmal in Eile ist, der wird oft unvorsichtig. Planen Sie ggf. gleich etwas mehr Zeit für den Schulweg ein.

2. Kein Toben, spielen oder rangeln am Bahnsteig

Das Spielen auf dem Bahnsteig ist lebensgefährlich, da ein Kind durch Toben, „Fange-spielen“ oder spielerischen Rangeleien schnell auf die Gleise geraten kann, auch rennen sollte unbedingt vermieden werden.

3. Sicherheitsabstand einhalten

Der Sicherheitsabstand von Bahnsteig zu Bahngleis ist auf den meisten Bahnhöfen durch eine bauliche Maßnahme (Bsp. andersfarbige Bodenplatten) oder eine farbige Markierung gekennzeichnet, auf allen anderen Bahngleisen ist ein Mindestabstand von einem Meter einzuhalten. Hinter dieser Markierung muss sich das Kind aufhalten, bis der Zug zum Stillstand gekommen ist.

4. Sicher Ein- und Aussteigen

Das betreten der Bahn sollte geordnet erfolgen, denn beim Drängeln oder Schubsen kann es leicht passieren, dass ein Kind zwischen Bahn und Bahnsteig auf die Gleise fällt. Ist das Abfahrsignal zu hören, darf man nicht mehr einsteigen, auch sollte man nicht mit der Bahn mitlaufen. Gehen Sie hier grundsätzlich immer als gutes Beispiel voran.

5. Im Fahrzeug

Nach betreten der Bahn, sollte sich das Kind zügig einen freien Sitzplatz suchen. Wenn es keinen mehr gibt, ist ein sicherer Stehplatz mit einer Möglichkeit sich festzuhalten die Alternative. Damit kein anderer Fahrgast über Schulranzen oder Rucksack stolpert, sollte Ihr Kind die Schultasche absetzen und zwischen den Beinen auf den Boden stellen oder diese auf den Schoß nehmen. Das schafft in überfüllten Bahnen zudem mehr Platz und verringert das Verletzungsrisiko von anderen Fahrgästen; natürlich gehört eine Schultasche auch nicht auf einen Sitzplatz. Ebenso sind mitgeführte Geräte, wie Handy oder MP3 Player leise zu stellen, um die anderen Gäste nicht zu belästigen. Vandalismus, wie beispielsweise Graffiti oder das Aufschneiden von Sitzen ist eine strafbare Handlung und wird zur Anzeige gebracht. Durch die Videoüberwachung an Bahnhöfen und in Zügen sind die Täter meist schnell ermittelt. Außerdem sollte es sich von selbst verstehen, dass für ältere Mitmenschen, Menschen mit Gehbehinderung oder Schwangeren der Sitzplatz frei gemacht wird.

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6. Selbstbewusstsein stärken

Wenn Ihr Kind (beispielsweise durch einen Schulwechsel) einen neuen Schulweg hat, dann üben Sie diesen rechtzeitig gemeinsam. Fungieren Sie als gutes Vorbild und machen Sie Ihr Kind auf eventuelle Gefahren und Gefahrenstellen aufmerksam, ohne es zu ängstigen. Begleiten Sie es die ersten Tage und lassen Sie es dann seinen Schulweg mit der Bahn irgendwann auch alleine gehen. Ist Routine eingekehrt, dann kann das Kind ohne zu zögern oder Unsicherheiten den Schulweg alleine meistern. Vermeiden Sie es Gefahren zu dramatisieren. „Wenn Du hier nicht aufpasst, dann kannst Du sterben“ – sorgt nicht dafür, eventuelle Gefahren richtig einzuschätzen und damit umgehen zu lernen, sondern bewirken das Gegenteil. Ist Kind das Kind ängstlich und unsicher, kann sich eine gefährliche Situation noch verschlimmern. Ist Ihr Kind dagegen gut informiert und selbstbewusst, kann es eigenständig mit möglichen Gefahren umgehen.

7. Verhalten im Ernstfall

Sollte es zu einem unvorhergesehenen Ereignis kommen, wie etwa einer Verspätung der Bahn, einem Streik oder einem Unfall, muss Ihr Kind erst einmal Ruhe bewahren und dann auf die trainierten Routinen zurückgreifen können. Bei Verspätungen oder Zugausfällen sollte das Kind einen Ansprechpartner haben, den es anrufen kann. Eltern, ältere Geschwister oder Verwandte, die im Notfall mit einem Fahrzeug einspringen können. Sind mehrere Kinder zusammen unterwegs, reicht es oftmals schon aus einen Ansprechpartner zu kontaktieren und eine Fahrgemeinschaft zu bilden. Sollte es zu einem Unfall kommen, bei dem Ihr Kind beteiligt oder Zeuge ist, dann ist es außerdem wichtig, die Verhaltensregeln für den Notfall zu kennen. Notieren Sie Ihrem Kind alle wichtigen Notrufnummern, dazu gehören neben Ihren Kontaktdaten auch die 112, die Giftnotrufzentrale und der zuständige Kinderarzt. Platzieren Sie die Auflistung an einer schnell erreichbaren Stelle an der Schultasche.

Hinweis: In vielen Städten und Gemeinden gibt es Projekte für Kinder, an denen sich beispielsweise Restaurants oder Geschäfte beteiligen, die im Notfall helfend zur Verfügung stehen. Informieren Sie sich hierüber bei Ihrer zuständigen Gemeinde.

8. Notruf richtig absetzen

In einer Gefahrensituation ist es wichtig, dass Ihr Kind Hilfe über die Notrufnummer 112 anfordern kann. Üben Sie gemeinsam, wie man einen Notruf richtig absetzt, nur so kann Feuerwehr, Rettungsdienst oder Notarzt schnellst möglich Hilfe leisten. Für den Ernstfall sollte Ihr Kind immer auch ein eigenes Handy mit dabei haben, um schnell reagieren zu können.

Die „W“-Fragen für den richtigen Notruf:

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  • Wer ruft an?
  • Wo befinde ich mich?
  • Was ist passiert?
  • Wie viele Personen oder Tiere sind in Gefahr?
  • Welcher Art sind die Verletzungen?
  • Warten auf Rückfragen der Leitstelle!

Tipp: Trainieren Sie gemeinsam mit Ihrem Kind den zukünftigen Schulweg, so dass Ihr Kind mit allen Eventualitäten bereits vertraut ist. Besorgen Sie sich einen Stadtplan und einen Fahrplan der Bahn. Schauen Sie sich die möglichen Umsteige- und Haltestellen an. Schreiben Sie sich die Lauf- und Fahrzeiten auf um zu ermitteln, wann Ihr Kind das Haus verlassen muss. Wählen Sie nicht den kürzesten, sondern immer den sichersten Weg zur Schule. Sprechen Sie auch mit anderen Eltern, deren Kindern den gleichen Schulweg haben. In der Gruppe können Kinder die Herausforderung des Schulwegs meist besser meistern. In Großstädten wird von Nahverkehrsbetrieben oftmals ein Sicherheitstraining angeboten, wo nicht nur das Thema Sicherheit besprochen wird, sondern auch das richtige Verhalten und der Umgang mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Vielleicht gibt es ein solches Angebot auch in Ihrer Nähe.

Monatskarte, Schülerferienticket: Welche Fahrkarte brauche ich?

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Für Schüler und Auszubildende gibt es von der Bahn die so genannte Monatskarte, mit der eine Kostenersparnis gegenüber den sonst üblichen Fahrtkosten einhergeht. Die Monatskarte beinhaltet den Verbundpass mit Lichtbild, Anschrift und die festgelegten Zonen des Verbunds, sowie die im jeweiligen Monat gültige Monatsmarke und berechtigt die Nutzung der Bahn auf dem Weg zur Schule oder Ausbildungsstätte. Je nach Verbund sind die Monatsmarken auch in den Ferien, sowie an Wochenenden und Feiertagen in den jeweiligen Zonen nutzbar.

Hinweis: In einigen Bundesländern gibt es Ermäßigungen für Schüler durch Schulwegkostenträger, auch zahlen manche Arbeitgeber einen Fahrgeldkostenzuschuss. Es kann sich für Sie lohnen, sich hier genau zu informieren.

Für die Ferien gibt es für Schüler in den meisten Bundesländern das Schülerferienticket, das zur Nutzung von Bussen, Bahnen, Zügen und teilweise auch Schiffen genutzt werden kann. Zudem genießt man bei diesen Angeboten oft auch vergünstigte Eintritte bei Sehenswürdigkeiten und Freizeitparks. Im Gegensatz zur normalen Monatskarte gilt das Schülerferienticket in einem erweiterten Einsatzgebiet, also nicht nur in festgelegten Zonen, sondern beispielsweise im ganzen Bundesland.